Publikation „Lexikon städtischer Ehrungen in Hannover“ erschienen

Gutachten zur Benennung von Straßen, Plätzen und Gebäuden veröffentlicht

 

Diskussionen um Benennungen von Straßen, Plätzen, Gebäuden und öffentlichen Orten finden deutschlandweit hohe Aufmerksamkeit, vorrangig mit Blick auf die Zeit des Nationalsozialismus, aber auch mit Bezug zum Kolonialismus, insbesondere zu den Spuren im öffentlichen Raum.

Der Beirat „Wissenschaftliche Betrachtung von namensgebenden Persönlichkeiten in Hannover“ stellte am 1. November 2018 seinen umfangreichen Bericht vor. Darin empfahl er die Umbenennung von 17 Straßennamen im Stadtgebiet. 

 

Seit Januar 2014 hatte der Beirat im Auftrag des Rates Biografien von Persönlichkeiten in Hannover untersucht, die von 1933 bis 1945 gewirkt haben. Dabei wurde über rund 600 Straßennamen, Ehrengräber, Ehrenbürger, Stadtplakettenträgerinnen und -trägern sowie Schulnamen vertraulich beraten. Grundlage waren unter anderem 71 Gutachten mit einem Umfang von mehr als 1000 Seiten.

Der Landeshauptstadt Hannover war es zum einen wichtig, aufbauend auf die Arbeit des Beirates in einem Folgeprojekt dieses Thema wissenschaftlich und noch umfassender aufzuarbeiten, und zum anderen die bisher vertraulichen 71 Gutachten der Öffentlichkeit transparent zur Verfügung zu stellen.

Diese Veröffentlichungen geben einen besonderen Einblick in Hannovers Geschichte.


Das Ergebnis dieser umfassenden wissenschaftlichen Aufarbeitung ist das „Lexikon städtischer Ehrungen in Hannover“. Es gibt einen breiten Überblick über die Biografien von Frauen und Männern der Geburtsjahrgänge 1847 bis 1928, die durch einen Straßennamen oder andere Formen der Ehrung in Hannover hervorgehoben worden sind. Die Publikation geht damit weit über den 2018 veröffentlichten Abschlussbericht hinaus.

 

„Das Projekt in Hannover ist ein wichtiger Referenzpunkt, weil nur in wenigen anderen Städten ähnlich umfangreiche Untersuchungen auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft stattgefunden haben. Das Erscheinen der zweibändigen Publikation unterstreicht den Vorbildcharakter des hannoverschen Projektes“, betont Inga Samii, Leiterin des städtischen Fachbereiches Kultur die Bedeutung der Publikation.


Band 1 der von Dr. Karljosef Kreter, Stefan Kleinschmidt M. A. und Anett Schweitzer M. A. verfassten Publikation liegt gedruckt vor und enthält etwa 600 namentliche Einträge. Er umfasst Ehrenbürger*innen, Namensgeber*innen von Schulen und kommunalen Einrichtungen, Träger*innen der Stadtplakette sowie Personen mit einem Ehrengrab in Hannover. Eingeleitet wird der Band von einem umfassenden Beitrag von Dr. Karljosef Kreter zur Geschichte der Straßennamen und anderer Ehrungen in Hannover.

Er ist im Wehrhahn Verlag (Hannover) erschienen und im Buchhandel erhältlich, der Kaufpreis beträgt 28 Euro.


Band 2 liegt als Open-Access-Publikation online vor und enthält wissenschaftliche Gutachten zu 71 Personen, deren Biografien im Rahmen des Projektes vertiefend untersucht worden sind und nun erstmals veröffentlicht werden. Dazu zählen etwa Klaus Bahlsen, Fritz Beindorff und August Marahrens. Dieser Band ist zugänglich über die Website des ZeitZentrum Zivilcourage und die Website des Wehrhahn-Verlages.


Die Landeshauptstadt Hannover macht mit der Publikation transparent, auf welcher Grundlage die Empfehlungen für Änderung oder Beibehaltung von Benennungen entstanden sind. Gleichzeitig soll die Publikation auch andere Kommunen dazu anregen, über Namensgebungen bzw, -umbenennungen nachzudenken

„Benennungen sind eine äußerst wirksame Form der Erinnerungskultur, weil sie dazu beitragen, die namensgebenden Personen unbewusst als vorbildhaft zu betrachten. Eine demokratische Gesellschaft muss daher die Frage beantworten, ob die Werte, die von dieser Person symbolisiert werden, noch mit ihren eigenen Grundlagen übereinstimmen“, so Dr. Jens Binner, Leiter des städtischen ZeitZentrums Zivilcourage.


Informationsquellen:

Stefan Kleinschmidt, Karljosef Kreter, Anett Schweitzer: Lexikon städtischer Ehrungen in Hannover. Namensgebende Personen während der NS-Zeit,

Band 1: Lexikon (Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Bd. 10), Wehrhahn Verlag Hannover 2025, 450 S., 29,50 €, ISBN 978-3-98859-079-4.

Stefan Kleinschmidt, Karljosef Kreter, Anett Schweitzer: Lexikon städtischer Ehrungen in Hannover. Namensgebende Personen während der NS-Zeit,

Band 2: Gutachten OPEN ACCESS (Schriften zur Erinnerungskultur in Hannover, Bd. 10), Wehrhahn Verlag Hannover 2025, 1580 S.



Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo/Titelfoto © Matthias Falk, hannover_fotografie©