Hammer-Kette meldet Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an
Unternehmen leidet unter "anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen"
Zu viel Gegenwind: Die Raumausstattungskette Hammer, Inhaber ist die Brüder Schlau Gruppe, ein Unternehmen hinter den Hammer-Fachmärkten, hat beim Amtsgericht Bielefeld ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Ziel sei es, so die Schlau Gruppe aus Porta Westfalica, ein "in den vergangenen Monaten entwickeltes Sanierungskonzept konsequent umzusetzen" und sich nachhaltig für die Zukunft aufzustellen. Grund für die finanzielle Schieflage - da nennt die Gruppe allerdings keine Details. Sie spricht nur von strukturellen Herausforderungen und anhaltenden wirtschaftlichen Belastungen. Unter der Marke Hammer werden Produkte rund um die Raumausstattung vertrieben.
Bundesweit gibt es mehr als 200 Märkte, allein in Niedersachsen sind es 42 vom Harz bis an die Küste. Die Gehälter der rund 3 900 Beschäftigten sind laut Unternehmen bis August 2025 über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.
Das Gericht hat dem Antrag zugestimmt. Als Sanierungsexperte unterstützt Rechtsanwalt Yorck Streitbörger den Prozess, zum vorläufigen Sachwalter wurde Rechtsanwalt Dirk Andres bestellt. Für Kunden ändere sich jedoch gar nichts, betonte das Unternehmen. Die Filialen bleiben geöffnet, die Lieferfähigkeit erhalten, und Aufträge würden wie gewohnt ausgeführt.
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo
Statement von Ministerpräsident Olaf Lies zur aktuellen Diskussion über die Weiterentwicklung der Strompreise:
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo/Foto © Matthias Falk, hannover_fotografie
Handwerkskammer drängt auf höhere staatliche Investitionen
"Betriebe wollen arbeiten - nicht verwalten"
Die Handwerkskammer Hannover dringt auf höhere staatliche Investitionen in der Infrastruktur und einen Abbau von Bürokratie. Die Erwartungen nach dem Regierungswechsel auf Bundesebene seien klar, sagte Kammerpräsident Thomas Gehre bei der Frühjahrsvollversammlung, auf der auch das 125-jährige Bestehen der Einrichtung gefeiert wurde.
Der designierte niedersächsische Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne (SPD) nahm nur zeitweise an dem Treffen teil. "Wir brauchen ein zügig geschnürtes Infrastrukturpaket - mit Investitionen in Breitband, in Bildung, in Energieeffizienz", so der Kammerpräsident. Es ist bekannt, dass vor einigen Monaten der Bundestag und der Bundesrat ein Sondervermögen für zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur und den Klimaschutz beschlossen haben.
Notwendig sei auch eine "echte Entlastung" für Betriebe bei Steuern und Bürokratie, betonte der Elektroinstallateurmeister Gehre im Großen Saal der Kammer in Hannover. Ankündigungen habe es dazu oft genug gegeben. "Jetzt muss geliefert werden!"
Wenn zum Beispiel sein Wirtschaftszweig von Bürokratieabbau spreche, meine er nicht etwa eine "Abschaffung der handwerklichen Ordnung" oder gar eine „Abkehr von Qualitätsstandards“. Es gehe dabei ganz konkret um "die alltäglichen Hemmnisse, die unsere Betriebe ausbremsen" - wie zum Beispiel komplizierte und langwierige Genehmigungsverfahren oder "Berichtspflichten, die keinen Nutzen bringen, sondern nur zusätzliche Arbeit!“ Uns weiter: "Unsere Betriebe wollen arbeiten, nicht verwalten."
Die Kammer könnte stolz auf die Selbstverwaltung des Handwerks in den vergangenen 125 Jahren sein, erklärte Wirtschaftsminister Tonne - und wies auch auf die hohe Qualität der dualen Ausbildung hin. Die Meisterprämie im Handwerk in Niedersachsen sei ein "Erfolgsmodell" und "gut investiertes Geld". Seit dem 2018 seien in Niedersachsen mehr als 60 Millionen Euro an rund 15 300 Meisterinnen und Meister gezahlt worden.
Minister Tonne nahm auf Forderungen nach einer Entbürokratisierung Bezug. Es gebe auf allen politischen Ebenen des Landes und auch bei der Europäischen Kommission positive Signale, dass man beim Abbau bürokratischer Regulierungen vorankommen wolle - nach dem Motto: "Der Staat kann auch loslassen."
Im April 1900 wurde die Handwerkskammer Hannover gegründet als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie hat rund 19 300 Mitgliedsbetrieb, die mehr als 107 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen.
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Landesregierung richtet Zentralstelle für das beschleunigte Fachkräfteverfahren in Niedersachsen ein
Die niedersächsische Landesregierung hat am 10. Juni die Einrichtung einer landesweiten Zentralstelle für das beschleunigte Fachkräfteverfahren beschlossen. Im Wettbewerb um die besten ausländischen Fachkräfte müssen auch im Inland die nötigen Strukturen angepasst bzw. geschaffen werden, um von der deutschen Wirtschaft dringend benötigte ausländische Fachkräfte nach Deutschland holen zu können.
Dafür wird die Zentralstelle zum 1. Juli 2025 ihren Betrieb aufnehmen. Organisatorisch wird sie bei der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen (LAB NI) in Osnabrück angesiedelt. Ihre Hauptaufgabe wird die Durchführung des im März 2020 im Zuge des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes eingeführten beschleunigten Fachkräfteverfahrens nach § 81a Aufenthaltsgesetz sein. Diese Aufgabe wurde bislang von den 52 kommunalen Ausländerbehörden in Niedersachsen (in den Landkreisen und größeren Städten) wahrgenommen.
Bis zum Jahresende können die antragstellenden Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber entscheiden, ob sie die Anträge weiterhin bei den bisher zuständigen Kommunen oder bei der neuen Zentralstelle einreichen wollen. Ab Jahresbeginn 2026 ist ausschließlich die neue Zentralstelle in der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen für diese Aufgabe zuständig.
Das Einreiseverfahren soll mit der Durchführung des beschleunigten Fachkräfteverfahrens schneller durchlaufen werden können. Unternehmen und Firmen können mit einem konkreten Arbeitsplatzangebot ein solches Verfahren gegen Zahlung einer Gebühr von 411,00 Euro beantragen. Notwendig ist eine Vollmacht der ausländischen Fachkraft.
Mit der beschlossenen Änderung der entsprechenden Zuständigkeitsverordnung ist nun der Weg frei für die Arbeitsaufnahme der Zentralstelle. Die Niedersächsische Ministerin für Inneres, Sport und Digitalisierung, Daniela Behrens, sagt dazu: „Insgesamt stärken wir durch die Zentralstelle für das beschleunigte Fachkräfteverfahren den Wirtschaftsstandort Niedersachsen. Sie bietet eine aktive und direkte Unterstützung für Unternehmen und Firmen im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeitende aus dem Nicht-EU-Ausland. Darüber hinaus entlasten wir die niedersächsischen Ausländerbehörden, die diese Aufgabe bisher wahrnehmen.
Die Einrichtung der Zentralstelle ist damit auf unterschiedlichen Ebenen ein echter Gewinn für unser Land und ein wichtiger Schritt auf unserem Weg, Niedersachsen einfacher schneller und günstiger zu machen.
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo
Wirtschaft will endlich raschen Abbau der Bürokratie
Überbordende Bürokratie halten zwei von drei Entscheidungsträgern in Unternehmen sowie langsame Genehmigungsverfahren für die drängendsten Probleme der deutschen Wirtschaft. Das zeigt eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag des SPD-Wirtschaftsforums, die dem RND vorliegt.
Denn 67,3 Prozent der in der ersten Maiwoche befragten 1002 privatwirtschaftlichen Entscheidungsträger waren der Meinung, dass die neue Regierung in ihren ersten 100 Tagen Bürokratieabbau und schnelle Genehmigungsverfahren priorisieren müsse, um die Wirtschaft zu stärken. Auf dem zweiten Platz folgte die Forderung nach einer Senkung der Stromsteuer, die 32,2 Prozent der Befragten für dringlich erachteten. Die Abschaffung des Lieferkettengesetzes landete mit 30,2 Prozent Befürwortern auf Rang drei. Mehrfachnennungen waren hier möglich.
"Bürokratieabbau und Verfahrensbeschleunigung werden deutlich vor anderen wichtigen ökonomischen Maßnahmen als absolut vordringlich erachtet", sagte Ines Zenke, Präsidentin des SPD-Wirtschaftsforums, dem RND. "Da muss sofort spürbar etwas passieren durch die neue Bundesregierung", forderte sie. Ebenso beim Lieferkettengesetz und den Energiepreisen könne die Regierung noch in diesem Jahr handeln, sagte Zenke. "Das wäre wichtig für die Stimmung im Land - gerade nach dem schwierigen Start der Regierung."
Als "ermutigendes Zeichen in Sachen Entbürokratisierung wertete Zenke, dass die neue Bundesregierung in ihrer ersten Kabinettssitzung beschlossen hat, die Zahl der Beauftragten, Bevollmächtigten und Koordinatoren zu reduzieren.
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo
Die Wirtschaftsweisen haben ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr gesenkt.
Dazu erklärt Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne:
„Die Konjunkturprognose der Wirtschaftsweisen liegt – leider – im Bereich des Erwartbaren. Niedersachsens Wirtschaft ist im Jahr 2024 um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und lag somit im Bundesländervergleich über dem Durchschnitt. Aber das für 2025 in Deutschland erwartete Nullwachstum kann und darf uns nicht zufriedenstellen. Ich bin überzeugt davon, dass Politik mit den richtigen Maßnahmen gegensteuern kann und teile die Forderung der Wirtschaftsweisen, die Mittel aus dem milliardenschweren neuen „Sondervermögen Infrastruktur“ wachstumsfördernd auszugeben. Wir müssen mit dem Bund Verbesserungen für die Menschen in unserem Land sichtbar machen und schnell in eine gemeinsame Umsetzung kommen.
Wahr ist: Auch die niedersächsische Wirtschaft ist in hohem Maße abhängig von globalen Entwicklungen, insbesondere von der unberechenbaren Handelspolitik der USA. Gleichwohl nutzen wir unsere Möglichkeiten auf Landesebene für zusätzliche Wachstumsimpulse. Eine wichtige Maßnahme ist das Niedersächsische Kommunalfördergesetz. Ich begrüße, dass es zeitnah in die parlamentarische Beratung kommen soll. Die 600 Millionen Euro Investitionsmittel aus dem Jahresüberschuss 2024 sollen möglichst schnell bei den Städten und Gemeinden ankommen, um die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln. Die Landesregierung wird die Wünsche und Forderungen der kommunalen Spitzenverbände nach einfachen Antragsverfahren und einer schlanken Abwicklung von Programmen berücksichtigen.“
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo
Städtische Zuschüsse sind Kargah gekürzt worden:
Der Verein muss Personal entlassen
Beratung von Geflüchteten muss zurückgefahren werden
Dem Verein Kargah sind städtische Zuschüsse von mehr als 400 000 Euro gestrichen worden - mit empfindlichen Folgen. Vier Mitarbeiter musste der Verein aufgrund der Kürzung entlassen. Leider ändert daran auch die finanzielle Hilfe nichts, die die Stadt für den Verein eingeworben hat. "Kargah befindet sich auch weiterhin in einer finanziell prekären Lage", so der Verein.
Die Stadt Hannover hat aus Töpfen des Bundes insgesamt 290 000 Euro akquiriert. Davon bekommt Kargah in diesem Jahr 86 000 Euro, um ein neues Netzwerk zur Migrantenselbsthilfe aufzubauen, das sogenannte House of Resources. Und zusätzlich kommen 15 000 Euro aus der Bundesfördersumme, die für andere migrantische Initiativen reserviert sind. "Wir freuen uns sehr über die Unterstützung und das Vertrauen der Stadtverwaltung", sagt Ferdos Mirabadi, Koordinatorin bei Kargah.
Und trotzdem reißen die von der Ratsmehrheit aus SPD, CDU und FDP durchgesetzten Streichungen von städtischen Zuschüssen große Lücken. Beratungs- und Kulturarbeit könne nicht mehr im gleichen Umfang wie zuvor wahrgenommen werden, teilt Kargah mit. Das betreffe rund 400 Menschen, die die Geflüchtetenberatung in Anspruch genommen hätten, schreibt der Verein.
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo