Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen mahnt: „Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, dass das Artensterben in Niedersachsen nahezu ungebremst voranschreitet – es muss dringend gehandelt werden! Viele Arten leiden weiterhin unter dem Verlust naturnaher Landschaftsstrukturen wie Hecken, Kleingewässern oder artenreichen Säumen. Hinzu kommen der Rückgang von Dauergrünland und die oft intensive Flächenbewirtschaftung mit dem Einsatz von Pestiziden sowie eine zunehmende Nährstoffanreicherung in der Landschaft. Auch die Zerschneidung von Lebensräumen durch Straßen und Trassen sowie die fortschreitende Versiegelung tragen zum Rückgang der Artenvielfalt bei.“
Neue veröffentlicht: Rote Listen in Niedersachsen
BUND fordert wirksamen Artenschutz
Der BUND Niedersachsen zeigt sich alarmiert über die am 07.08.2025 veröffentlichten Roten Listen: Mehr als ein Drittel der bewerteten Säugetierarten und rund ein Viertel der Heuschreckenarten in Niedersachsen gelten als bedroht. Besonders dramatisch ist die Situation vieler Fledermausarten: Von den 20 in Niedersachsen vorkommenden Arten sind 15 stark rückläufig – nur fünf gelten als ungefährdet. Da Fledermäuse besonders sensibel auf Umweltveränderungen reagieren, sind sie ein wichtiger Indikator für den Zustand von Natur und Umwelt.
Um dem entgegenzuwirken, fordert der BUND eine konsequente Umsetzung der im Niedersächsischen Weg vereinbarten Maßnahmen – diese müssten deutlich schneller in der Fläche ankommen. Um bestehende Lebensräume zu sichern und miteinander zu vernetzen, müsse der Biotopverbund weiterentwickelt werden und das Aktionsprogramm Insektenschutz konsequent umgesetzt werden. Die gesetzlich vorgeschriebene und längst überfällige Reduzierung des Flächenverbrauchs sei zudem entscheidend, um den Lebensraum bedrohter Arten nachhaltig zu schützen.
Gerstner weiter: „Die vom Land bereits 2023 angekündigte Artenschutzoffensive, in der konkrete Artenhilfsprogramme angekündigt wurden, muss endlich mit Leben gefüllt werden. Das Land muss dafür die notwendigen Ressourcen bereitstellen. Zudem braucht es deutlich mehr Gelder für Landnutzer*innen, die einen aktiven Beitrag zum Schutz wertvoller Lebensräume leisten. Auch bei Infrastrukturvorhaben und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen Konflikte zwischen Artenschutz und Planung durch vorausschauende Konzepte und Schutzmaßnahmen vermieden werden.“
Die Roten Listen zeigen, daß konsequente Schutzmaßnahmen wirken. So ist beispielsweise die Rückkehr des Luchses ein Erfolg gezielter Wiederansiedlungsprojekte.
Mit konkreten Maßnahmen zur Aufwertung von Lebensräumen, Monitoring, Umweltbildung sowie der Aus- und Weiterbildung von Artenkennerinnen und -kennern leistet der Verband einen wichtigen Beitrag, um Wissen weiterzugeben und Menschen für die Natur zu begeistern.
Die Roten Listen sind ein zentrales Instrument zur Bewertung des Zustands der biologischen Vielfalt. Der BUND begrüßt daher, dass das Land Niedersachsen seiner Verpflichtung aus dem Niedersächsischen Weg nachkommt und die Listen schrittweise aktualisiert. Gleichzeitig mahnt der Verband an, die überfällige Aufbereitung und Bündelung der Artendaten in einem zentralen Erfassungs- und Managementsystem endlich anzugehen. Denn über Jahrzehnte wurde in Niedersachsen kaum systematisch erfasst – die letzte Rote Liste für Säugetiere stammt aus dem Jahr 1993