Hausärzte sollen Patientenströme lotsen

Vorstoß gegen lange Wartezeiten

 

Gesundheitsminister Andreas Philippi (SPD) plädiert bei einer Diskussion für mehr ambulante Behandlungen in den Krankenhäusern - und eine stärkere Rolle der Hausärzte als Lotsen. Doch ein Experte verlangt deutlich radikalere Änderungen. 

 

Es geht um lange Wartezeiten bei Fachärzten und ständig steigende Kosten für die Krankenversicherten sowie zunehmender Mangel an Pflegekräften: Doch wenn es um die Zukunft der Gesundheitsvorsorge geht, kommen aus Niedersachsen klare Ansagen. Gesundheitsminister Andreas Philippi setzt sich für den Bürokratieabbau im Gesundheitswesen ein. Außerdem will er deutlich mehr ambulante Behandlungen in den Krankenhäusern und ist unter anderem Befürworter eines Modells, in dem der Hausarzt als Lotse (hatten wir alles schon einmal) für den Patienten auch Besuche bei Fachärzten vermittelt.

Gesundheitsminister Philippi war Gast bei einer Veranstaltung der Unternehmerverbände Niedersachsen (UVN) und der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) zum Gesundheitswesen von morgen! Philippi bekam für seine Forderung Unterstützung vom Vorstandschef der AOK Niedersachsen, Jürgen Peter: "Die Steuerung der Patienten muss endlich umgesetzt werden", sagte er.

Da sei aber eine große Strukturreform unerlässlich, betonte dann auch der Hauptgeschäftsführer der Unternehmerverbände, Benedikt Hüppe. "Wir brauchen eine Diskussion darüber, was die Gesellschaft bei den Gesundheitskosten noch leisten kann", so Hüppe. "Das System stößt an Grenzen, wenn wir so weitermachen." Aus diesem Grund sei eine ehrliche Diskussion nötig, welche Leistungen künftig privat bezahlt werden sollten. 

Prof. Berthold Meyer aus Chemnitz hängte seine Seine Forderungen noch höher: Zwar seien technische Innovationen nötig. Aber es dürfe hier nicht nur darum gehen, wie Unternehmen riesige Gewinne machten. Meyer, Träger einer Unterarmprothese, nannte als Beispiel einen Prothesenhersteller, der für Akkus und Batterien der Prothesen das Vielfache des Markpreises kassiert habe.

"Im Gesundheitssystem dürfen die sozialen Gedanken nicht außer acht geraten", betont Psychologe Meyer. Er forderte Leitplanken, die dafür Sorge tragen, dass es nicht nur um große Gewinne für Unternehmen gehe. Außerdem verlangte er die Abschaffung der privaten Krankenversicherung. "Wir benötigen ein System, das zugewandter, freundlicher und solidarischer organisiert ist". Eine Aufteilung in gesetzliche und private Krankenversicherung sei daher nicht mehr sinnvoll. Widerspruch bekam er nicht...

 

Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo/Foto Matthias Falk, hannover_fotografie