CDU-Fraktionschef sieht Niedersachsen im Hintertreffen bei KI-Rechenzentren
Landesregierung sieht das nicht so
Harter Toback: Niedersachsen CDU-Fraktionschef Sebastian Lechner wirft der Landesregierung vor, zu zögerlich bei der Ansiedlung europäischer KI-Rechenzentren zu sein - und dadurch eine zentrale Zukunftschance zu verpassen. Seine Frage: "Warum bewirbt sich Niedersachsen nicht? Gerade der Norden hätte mit günstiger Energie ideale Bedingungen", so der Fraktionschef. "Dass die Landesregierung diese Chance verstreichen lässt, ist ein Fehler."
Fakt ist: Die Bundesregierung will mit ihrer neuen "Hightech-Agenda" gezielt Schlüsseltechnologie wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz, Quantencomputing oder klimafreundliche Mobilität fördern. Teil der Strategie: Zumindest eine der geplanten europäischen Gigafactories für KI soll nach Deutschland geholt werden. Die Rechenzentren gelten als Infrastrukturkerne für künftige Anwendungen.
Doch die Landesregierung sieht sich auf Kurs und das Wissenschaftsministerium betont, dass Niedersachsen beim Thema KI-Gigafactories durchaus aktiv sei. So sei die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung Göttingen Teil des europäischen Konsortiums "HammerHAI", das ein solches Zentrum aufbauen wolle. Auch gebe es enge Kontakte zu einem weiteren KI-Projekt im polnischen Posen.
Ebenso bereite die EU derzeit neue Investitionen in diesem Bereich vor: Für die geplante Initiative "InvestAI" sollen bis zu 200 Milliarden Euro bereitgestellt werden. Davon ist ein Teil für die KI-Gigafactories vorgesehen. Auch prüfe das Land aktuell, ob es sich gemeinsam mit Partnern aus Deutschland an neuen Anträgen beteiligt. Die Kritik von Lechner beruhe daher auf "nicht ausreichender Kenntnis", teilte das Ministerium mit.
Zur Erläuterung: Gigafactories sind Rechenzentren, in denen KI-Systeme mit riesigen Datenmengen trainiert werden. Bundesdigitalminister Karsten Wildberger betonte vor kurzem im "Berlin Playbook": Podcast von "Politico", Europas Zukunft hänge entscheidend von solchen Standorten ab - auch mit Blick auf demokratische Werte, auf denen KI-Systeme basieren sollten.
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe, HaWo/Foto © Matthias Falk, hannover_fotografie