Weiteres Wachstum bei Adebar
Weißstörche in der Region Hannover im Jahre 2025
Der Naturschutzbeauftragte der Region, Dr. Reinhard Löhmer, zieht eine erste Bilanz:
Die ersten Jungstörche der laufenden Brutsaison sind bereits seit drei Wochen flügge, werden den Familienverband in Kürze verlassen und sich Gleichaltrigen, Nicht-Brütern sowie Paaren ohne Bruterfolg anschließen. Mit wenigen Ausnahmen werden bis Ende Juli alle Jungstörche ausgeflogen sein. Somit kann eine (vorläufige) Bilanz der Storchensaison 2025 für die Region Hannover gezogen werden. Eine vollständige Bestandserfassung bleibt weiterhin schwierig, weil die Störche heute an Orten siedeln, wo sie in historischer Zeit nicht vorgekommen sind. Hier helfen Hinweise aus der Bevölkerung.
Die Erhebung ist auch dadurch erschwert, weil der Trend anhält, in und auf Bäumen zu brüten und viele Nester durch die Belaubung kaum einzusehen sind. Inzwischen nisten in der Region mehr als 30 % aller Paare in Bäumen. Die Schnittteller geasteter oder geköpfter Bäume bieten ideale Voraussetzungen für den Nestbau.
Verlauf der Brutsaison:
Das Storchenjahr 2025 begann erneut Anfang Februar mit der Rückkehr der Westzieher. Mitte März waren durch sie mehr als 70 % der Vorjahresnester besetzt. Die ersten Ostzieher trafen ab der letzten März-Dekade ein. Bis Ende April waren auch sie vollzählig zurück.
Unbesetzte Nester waren für die Ostzieher „Mangelware“. Sie mussten z.B. auf bis dahin nie besetzten Nisthilfen Quartier nehmen, um bereits besetzte Nester kämpfen oder aber sich selbst eine Bleibe suchen/ bauen. In der Region wurden Bereiche besiedelt, in denen es in historischer Zeit nie Störche gegeben hatte.
· In der Region Hannover sind in diesem Jahr 20 Neugründungen zu verbuchen
· Im Vergleich zum Vorjahr (167 Nester) gibt es in diesem Jahr 187 Nester (plus 10 %)
· In der Region Hannover ist wieder die Stadt Wunstorf mit nunmehr 53 Paaren „Spitzenreiter“, gefolgt von der Stadt Neustadt (34 Paare) sowie Garbsen und Uetze mit jeweils 13 Paaren. Der Zuwachs in Wunstorf geht unverändert zurück auf die Koloniebildungen in der Aueniederung im Raum Bokeloh, Mesmerode und Idensen. Der Zunahme ist nach wie vor erstaunlich, weil sich in diesem Gebiet der Lebensraum seit langem nicht erkennbar verändert hat. Der „Boom“ im Bestand basiert wie anderswo in Mittel- und Westeuropa auch nach wie vor auf dem Zuwachs an Westziehern. 1988 war in der Region Hannover mit nur 9 Paaren der historische Tiefststand erreicht. Im Vergleich zu heute war auch die Zahl von 1934 mit 55 Paaren deutlich niedriger ausgefallen. Die Zahlen von 2025 sind:
· von den 187 Paaren haben 157 (84 %) erfolgreich gebrütet
· sie werden am Ende der Saison 371 + X Junge aufgezogen haben · nur 30 Paare oder 16,0 % % aller Paare sind ohne Bruterfolg geblieben
· 22 Paare haben 1 Junges, 68 Paare – oder 36 % aller Paare - haben zwei Junge, 44 Paare drei Junge und 19 Paare vier Junge aufgezogen. Alleiniger „Spitzenreiter“ ist das Brutpaar in den Wülfeler Wiesen im Süden der Stadt Hannover mit fünf ausgeflogenen Jungstörchen
· mit einem Bruterfolg von ca. 1,98 Jungen pro alle Paare liegt das Ergebnis erneut über dem langjährigen Mittel von 1,8 Jungen pro alle Paare Das vergleichsweise gute Brutergebnis überrascht. Durch die lange Trockenheit war das Nahrungsangebot begrenzt. Vor allem fehlte der für die frühe Jungenaufzucht so wichtige Regenwurm.
Fast 50 % aller Paare haben nur ein Junges oder zwei Junge aufgezogen. Da in der Regel „um“ vier Eier gelegt und auch ausgebrütet werden, sind relativ viele Junge von den Eltern „ausgesondert“ worden. Erkennbar war, dass alterfahrene, ortstreue Paare mehr Junge aufgezogen haben. Sie haben ganz sicher von ihren Raum-Kenntnissen mit günstigeren Nahrungsbedingungen profitiert.
Auffällig war in diesem Jahr, dass relativ viele Jungstörche nach dem ersten Ausflug Schwierigkeiten hatten, ins Nest zurückzukommen – vielleicht auch ein Hinweis darauf, dass die Kondition nicht optimal war.
Ausblick Die Ursachen für den anhaltenden „Boom“ im Bestand basieren vor allem auf Entwicklungen im Zugverhalten bei den Westziehern, denen inzwischen mehr als 70 % aller Brutvögel in der Region zuzuordnen sind. Durch die Überwinterung im spanischen Raum, zum Teil auch schon in Mitteluropa sind ihre Zugwege kürzer geworden. Weil vielfach auch auf die Querung der westlichen Sahara verzichtet wird, haben sich die Verluste verringert. Folglich kommen mehr westziehende Störche in ihr Geburtsgebiet zurück. Mit Blick auf die aktuelle „Produktivität“ der Population wird dieser Trend wohl weiter anhalten. Im kommenden Jahr wird zudem der starke Jahrgang 2024 versuchen, sich in die Brutpopulation einzugliedern und für 2027 ist mit Blick auf den Jahrgang 2025 mit einem weiteren Zuwachs zu rechnen – vorausgesetzt Seuchenzüge oder Naturkatastrophen „bremsen“ diese Entwicklung.
Es bleibt zu hoffen, dass der Lebensraum bei uns hinreichend „storchfähig“ bleibt, so Dr. Reinhard Löhmer,
Ute Micha, PreDiNo/Sigrid Lappe/Fotos © Matthias Falk, hannover_fotografie